Ruhestand? Nein danke!

Lehr und Larissa
Ursula Lehr mit Enkelin Larissa © Sabine Jainski

1. Folge der ARTE-Reihe

mit Ursula Lehr, André Vallette und Fe Reichelt

Was heißt Tätigsein im Alter? Wenn die Lebenserwartung steigt und wir ein langes Leben vor uns haben – wie gestaltet man die Zeit zwischen 65 und 100? Die Tänzerin Fe Reichelt (90) unterrichtet bis heute angehende Tanztherapeuten, die ihre Reife und Einfühlsamkeit schätzen, und hält sich dadurch auch selbst fit. Der ehemalige Finanzexperte André Vallette (77) suchte sich im Ruhestand eine neue Aufgabe: Jetzt berät er junge Unternehmer beim Aufbau ihrer Firma. Die Alternsforscherin Ursula Lehr (85), die erste Senioren­ministerin der BRD unter Helmut Kohl, ist ständig in Deutschland und international unterwegs, hält Vorträge und geht in die Ministerien. Sie setzt sich für die Gleichberechtigung aller Lebensalter ein: „Seniorengerecht ist menschengerecht!“

André Vallette © Peter Petrides

„Am Anfang war es ganz egoistisch, ich musste mir was ausdenken, um im Ruhestand beschäftigt zu bleiben“, sagt André Vallette (77). Nach seiner Karriere als Finanzchef eines großen Baukonzerns trat er dem Verein EGEE bei, der – wie der Senior Expert Service in Deutschland – in Frankreich ein neues Generationenbündnis für Arbeit anstrebt. So berät André Vallette Firmengründer wie Alain Badoche, der einen Betrieb für Oberflächenbes­chichtungen aufbauen will. „Er hat mir geholfen, von Null anzufangen. Ich wusste überhaupt nichts von Unternehmensführung.“ André selbst lässt das Schicksal des Jungunternehmers nicht kalt: „Als Fir­menchef ist man oft unglaublich einsam, das habe ich selbst erlebt.“ André Vallette liebt seine neue, selbstbestimmte Tätigkeit, durch die er ständig neue Leute kennenlernt. „Ich komme dadurch so viel herum, ich habe gar keine Zeit, alt zu werden. Warum sollte ich mit 60 schon die Lizenz zum Vertrotteln haben? Die Senioren sind der größte ungehobene Schatz Frankreichs!“ Für ihn ist ent­scheidend, dass man als älterer Mensch über den eigenen Teller­rand hinausblickt und Verantwortung für die nachfolgenden Generationen übernimmt.

Ursula Lehr
Ursula Lehr – von morgens 5 Uhr an engagiert. © P. Petrides

„Sagen Sie Ja zum Älterwerden!“, das predigt die Psychologin Ursula Lehr schon seit den 1960er Jahren. Als erste Seniorenministerin Ende der 1980er Jahre und als international renommierte Alternsforscherin ist sie die Vorreiterin der neuen Altenbe­wegung. Bis heute tingelt die 85jährige jede Woche quer durch Deutschland, hält Vorträge und geht in die Ministerien – sie ist Vorsitzende der Bundesar­beitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen (BAGSO). Auf dem Frankfurter Seniorentag begrüßt sie Angela Merkel und Manuela Schwesig. Daheim trifft sie ihre Enkel Helmut und Larissa, die von ihrer aktiven Oma begeistert sind; Helmut ist als 15jähriger sogar bei ihr eingezogen, weil seine Eltern in Mexiko um seine Sicherheit fürchteten. Bildung ist für Ursula Lehr der entscheidende Faktor für „kompetentes Älterwerden“ – und die fängt für sie im Kindergarten an und geht bis ins hohe Alter. „Suchen Sie sich eine Aufgabe. Wer keine Aufgabe hat, der gibt sich auf!“ empfiehlt die Gründungsdirektorin des Deutschen Zentrums für Altersforschung.

Fe Reichelt: Jetzt machen wir den Tiger! © Peter Petrides

Die 90jährige Tänzerin Fe Reichelt hat Ausdruckstanz bei Mary Wigman studiert. Sie ist eine Pionierin der Tanztherapie in Deutschland. Bis heute bildet sie Tanztherapeuten aus, schreibt Bücher und unterrichtet die von ihr entwickelten „Morgenübungen“. Ihre Schülerinnen und Schüler sind begeistert von ihrer persönlichen Art. „Ich glaube, die wichtigste Fähigkeit ist, wenn ich jemand anders sehe, nicht irgendwelche Vorurteile zu haben, sondern zu sehen, wer ist das eigentlich, was brauchst du“. Fe Reichelt hat in ihrem Leben viele Krisen erlebt, aber niemals aufgegeben. „Ich habe einfach gemerkt im Laufe meines Lebens, zum Beispiel nach zwei Hüftoperationen, hinterher ist man erstmal ganz hilflos, das ist dann Mensch-ärgere-dich-nicht, da muss ich wieder von vorne anfangen. Und sich zu ärgern hat überhaupt keinen Sinn, also fange ich nochmal von vorne an.“

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